Serienbegleitende Prüfungen reduzieren

Dynamische Messreduktion

In der Produktion binden serienbegleitende Prüfungen oft Kapazität und manuelle Arbeit. Mit einem Blick in die Prozessdaten kann die Qualität bereits abgeschätzt und mögliche Abweichungen früh entdeckt werden. So muss nur noch gemessen werden, wenn Varianzen im Produktionsprozess die Qualität beeinträchtigen. So wird die Messfrequenz verringert und dynamisch an die Produktionsstabilität angepasst.

 

Was ist eine dynamische Messreduktion?

Die dynamische Messreduzierung ist eine Methode, um die Anzahl der serienbegleitenden Prüfungen zu reduzieren. Die Prüfhäufigkeit wird dabei durch den Produktionsprozess selbst bestimmt. Die dynamische Messreduktion basiert auf dem Prinzip, dass Schwankungen im Produktionsprozess für Schwankungen in der Qualität verantwortlich sind. Die Prüfhäufigkeit passt sich der jeweiligen Situation an. Es wird also nur dann gemessen, wenn es notwendig ist.

Überblick über die Stufen der dynamischen Messreduktion

Es gibt verschiedene Stufen von dynamischen Messreduktionsverfahren, die einzeln und kombiniert eingesetzt werden können. In der Praxis bietet es sich oft an, die einzelnen Methoden miteinander zu verknüpfen, um die Prozessfähigkeit sicherzustellen. Die vier Grundstufen sind:

  • Statische Prüffrequenzen: Hier wird ein fester Probenumfang festgelegt, z.B. 5 Proben pro halbe Stunde. Der Vorteil liegt in der Einfachheit der Methode. Der Nachteil ist das Fehlen eines variablen Anteils, d. h. unabhängig vom Prozessrauschen wird zu einem bestimmten Zeitpunkt innerhalb des festgelegten Intervalls eine Probe entnommen.
  • Szenario-basierte Messreduktion: Diese Methode basiert auf der Definition verschiedener Szenarien, die eine Prüfung erfordern. Ein Beispiel wäre das Anfahren einer Anlage nach einem Stillstand von mehr als 5 Minuten. Ein anderes Beispiel ist der Übergang zu einer 100%-Prüfung, wenn 3 von 5 entnommenen Proben außerhalb der Spezifikation liegen. Durch die Definition von Szenarien kann der Prüfumfang transparent dargestellt werden.
  • Statistische Messreduktion: Dieses Verfahren basiert auf der Analyse der statistischen Streuung, der Prozessparameter oder früherer Qualitätsprüfungen. Nimmt die Varianz im System zu oder treten Anomalien auf, wird eine Messung empfohlen und die Häufigkeit tendenziell erhöht. Auf diese Weise wird die Messfrequenz an das Prozessverhalten gekoppelt.
  • Vorhersage-basierte Messreduktion: Diese Methode basiert auf der Analyse von Vorhersagemodellen, die das Verhalten realer Systeme nachbilden. Dadurch kann ein virtuelles Messergebnis erzeugt werden, auch wenn keine physische Prüfung durchgeführt wird. Dies ist der große Vorteil des Ansatzes - obwohl nicht 100% gemessen wird, gibt es ein abgeschätztes Qualitätsergebnis für alle Fertigungslose. Ein Nachteil ist die technische Komplexität des Ansatzes.
Welche Bausteine Sie für eine dynamische Messreduktion benötigen:
  • Data Warehouse: Hier werden Daten von der Anlage abgefragt und abgelegt. Hier mehr erfahren
  • KI Prognosen: Hier definieren Sie Prüfszenarien und automatisieren die Auswertung. Hier mehr erfahren

Wie profitiert eine Produktion von einer dynamischen Messreduktion?

Die Vorteile der dynamischen Messreduzierung sind vielfältig. Insgesamt lassen sie sich in vier Kategorien einteilen:

  • Reduktion von Prüfkosten: Jede zerstörende Messung kostet Arbeitszeit des Mitarbeiters sowie Materialkosten - auch zerstörungsfreie Messungen kosten zumindest Arbeitszeit. Die dynamische Messreduzierung reduziert diese Kosten.
  • Verringerung Prüfzeit: Jede Prüfung erfordert eine bestimmte Messzeit. Bei einigen Messungen kann dies Minuten bis Stunden (einschließlich Probenvorbereitung) dauern. Durch eine dynamische Messreduktion wird bereits nach Fertigstellung des Bauteils ein Hinweis auf die zu erwartende Qualität gegeben. Dadurch können der Werker und das Qualitätsmanagement bei Bedarf schneller Gegenmaßnahmen einleiten.
  • Fehlerpotenzial ausschließen: Wer misst, misst Mist! Trotz bester Ausbildung kann es bei der Qualitätsprüfung zu menschlichen Fehlern kommen. Ablesefehler oder falsch eingelegte Prüflinge können das Ergebnis einer Qualitätsprüfung stark beeinflussen. Mit der dynamischen Messreduktion wird - zusätzlich zur Messung - eine zweite, objektive Information erzeugt.
  • Prozesssicherheit erhöhen: Parallel zur Qualitätsmessung zeigt die dynamische Messreduktion auch mögliche Abweichungen im Produktionsprozess auf. So kann direkt auf Abweichungen reagiert werden. Erfahren Sie mehr über automatisierten Prozessüberwachung

Praxisbeispiel: 70% Prüfreduktion in der Gummimischungsherstellung

Gummimischungen werden im Batch-Verfahren hergestellt. Die Qualität wird anschließend mit einem Rheometer überprüft. Typische Zykluszeiten sind drei Minuten, sowohl für den Mischer als auch für das Rheometer. Jede Probenvorbereitung inklusive Material kostet etwa 2 €. Im Normalbetrieb wird von jeder Charge eine Probe entnommen, um die Qualität der Mischung zu charakterisieren. Pro Monat fallen bei einer vollausgelasteten Linie etwa 9.600 Stichproben an. Dies verursacht sowohl Kosten als auch Stress für den Bediener, der oft mehrere Linien parallel bedienen muss.

Mit Hilfe der dynamischen Messreduktion können die Prüfkosten reduziert und gleichzeitig der Anlagenfahrer entlastet werden. In einer Implementierung konnte ein Kunde durchschnittlich 70% der Prüfungen einsparen. Dabei wurde sowohl die szenariobasierte als auch die prädiktive Messreduktion eingesetzt, um eine maximale Prozesssicherheit zu gewährleisten.

Sie möchten Ihren Prüfaufwand minimieren?

Die Integration der Prozessdaten und das Aufsetzen einer dynamischen Messreduktion kann kompliziert wirken. Doch mit den richtigen Softwarewerkzeugen sowie der richtiger Unterstützung in der Einführung können große monetäre und zeitliche Einsparungen erreicht werden. Kontaktieren Sie uns gerne und wir besprechen mit Ihnen Fragen zur Anwendung.